Das Chalet (Rezension)
Ware, Ruth | dtv Verlag | 416 Seiten | Taschenbuch
Erschienen : 22. Dezember 2021 | ISBN 978-3423263061 | 1. Auflage
Thriller
Sie sind viele – doch wer von ihnen ist ein eiskalter Mörder?
Die Mitarbeiter von Snoop, einem Startup, haben einen Aufenthalt in einem luxuriösen Chalet inmitten der französischen Alpen gebucht. Zu diesem Chalet gelangt man nur zu Fuß oder mit der Seilbahn, ausgebaute Straßen führen nicht dorthin. Ein idealer Platz, um brisante Firmeninterna zu besprechen.
Nach einem dramatischen Lawinenabgang ist die Gruppe jedoch eingeschneit. Es gibt keinerlei Kontakt nach außen und die Stromversorgung bricht zusammen. Die Wetterlage lässt den Einsatz von Suchtrupps zudem nicht zu.
Nicht alle Gruppenmitglieder werden „Das Chalet“ am Ende lebend verlassen …
Cover:
Das Cover von „Das Chalet“ ist sehr aufwendig und ansprechend gestaltet. Es zeigt eine kleine Hütte in einer verschneiten, alpinen Winterlandschaft. Das Cover soll wahrscheinlich in erster Linie düster wirken und neugierig auf das Buch machen. Für mich persönlich strömt das Cover aber zusätzlich noch genau diese merkwürdige Stimmung aus, die ich immer verspüre, wenn ich in den Bergen bin, irgendetwas zwischen Faszination und tiefer Bedrohung. Alles in allem ein sehr gelungenes Cover!
Der Buchtitel „Das Chalet“ wirkt auf mich bei weitem mysteriöser und interessanter als der Originaltitel („One by One“).
Schreibstil:
Wo Ruth Ware draufsteht, ist auch Ruth Ware drin. Es ist bereits das dritte Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Der Schreibstil ist genau mein Ding, ich konnte auch dieses Buch kaum aus der Hand legen. Dadurch, dass Ruth Ware im Präsenz schreibt, ist das Buch noch spannender. Allenfalls die Kapitelüberschriften fand ich zu Beginn einfallslos, aber als ich die geniale Dramaturgie, die dahintersteckt, erstmal verstanden habe, haben sie mir dann doch gefallen.
Fazit und Leseempfehlung:
Ich bin inzwischen ein echter Fan dieser herausragenden englischen Autorin geworden. Deswegen musste ich auch „Das Chalet“ unbedingt lesen.
Über das Buch wird bei Amazon übrigens durchaus kontrovers diskutiert. Dabei wird der Autorin immer wieder vorgeworfen, in diesem Buch nicht logisch vorzugehen.
Ich persönlich fand am Anfang, dass ich mich zu vielen verschiedenen Protagonisten gleichzeitig zurechtfinden musste. Dass die wichtigsten Personen zu Beginn des Buches aufgeführt sind, machte dies nicht wesentlich besser. Allerdings hat sich die Verwirrung wegen der vielen Personen bei mir schon nach wenigen Seiten gelegt.
Was die Logik betrifft, war für mich nicht unbedingt der Aufbau des Buches unlogisch, sondern ich fand ein paar Dinge leider einfach zu unrealistisch, zum Beispiel die Reaktionen der Protagonisten in bestimmten Situationen. Hierauf kann ich leider nicht detailliert eingehen, ohne zu spoilern. Die wichtige Frage diesbezüglich ist: Muss ein Thriller bis ins kleinste Detail realistisch sein? Darf man sich nicht einfach ein bisschen gruseln?
Das „Chalet“ ist mehr als ein Thriller. Es ist ein Thriller mit einer interessanten Beobachtung einer immer mehr eskalierenden Gruppendynamik in einem Geflecht aus teilweise wirklich toxischen Beziehungen. Diese toxischen Beziehungen nach und nach zu entdecken und herauszufinden, wer mit wem kann und mit wem nicht, war fast spannender als das mörderische Geschehen drumherum. Die Autorin hätte dieses Zwischenmenschliche durchaus noch weiter ausbauen können.
Für mich ist „Das Chalet“ trotz meiner obigen Kritik ein spannender, wendungsreicher Thriller, der zudem noch mit einem wirklich überraschenden Ende punktet. „Das Chalet“ wird mit Sicherheit zu meinen Lieblingsbüchern 2022 gehören. Dringende Empfehlung an alle Locked-Room-Fans und 5 begeisterte Sterne von mir!
Die Dauerleserin
Anmerkungen:
„Das Chalet“ wurde von Susanne Goga-Klinkenberg ins Deutsche übersetzt.
Diese Rezension habe ich am 13.03.2022 in einem ähnlichen Wortlaut bei Amazon veröffentlicht.
Auf der Seite des dtv Verlags findet ihr eine ausführliche Leseprobe! Viel Spaß beim Reinlesen!