
Kleine Probleme (Rezension)
Pollatschek, Nele | Kiepenheuer & Witsch ebook Verlag | 192 Seiten | eBook Kindle
Erschienen : 7. September 2023 | ASIN B0C267WTR4 | 1. Auflage
Werbung/ Rezension: „Kleine Probleme“ von Nele Pollatschek hat mir der Kiepenheuer & Witsch eBook Verlag über NetGalley als persönliches Rezensionsexemplar vorab zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! Ich versichere, dass meine Meinung zu diesem Buch rein subjektiv ist und durch die kostenfreie Überlassung des Rezensionsexemplars nicht beeinflusst wird.
To do or not to do?!
Es ist der 31.12. und Lars, der Hauptprotagonist und Erzähler dieser Geschichte, hat zum Jahresende noch einiges zu erledigen: Die Wohnung aufräumen und putzen, ein Bett für seine Tochter aufbauen, seinen Vater anrufen, einen Nudelsalat zubereiten … Und dann ist da noch sein Lebenswerk als Schriftsteller. Dieses hat Lars zwar schon jahrelang nicht fertig geschrieben, ja eigentlich noch nicht einmal begonnen, aber es muss jetzt auch noch unbedingt fertig werden.
Es ist einfach zu viel, und Lars hat noch nicht einmal angefangen. Um das Problem in den Griff zu kriegen, schreibt er eine To-do-Liste mit dreizehn Aufgaben und beginnt, diese Liste mehr oder weniger erfolgreich abzuarbeiten …
Cover und Schreibstil:
Das Cover des Buches zeigt einen weißen Reiher, der im Nieselregen steht. Der Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches erschließt sich mir, abgesehen von der Melancholie, die das Coverbild ausstrahlt und des allgegenwärtigen Nieselregens, der im Buch immer wieder erwähnt wird, leider nicht ganz.
Der Schreibstil der Autorin Nele Pollatschek hat mir gut gefallen, nachdem ich mich ein wenig daran gewöhnt hatte. Nele Pollatschek schreibt dramatisch, emotional und lustig zugleich. Beim Lesen schwankte ich zwischen tiefem Mitleid mit diesen unorganisierten, verzweifelten Hauptprotagonisten und dem ständigen Drang, ihn mir zu greifen und mal kräftig durchzurütteln.
Leider gibt es in „Kleine Probleme“ ein paar Längen, zum Beispiel, wenn Lars über die verschiedenen IKEA-Schraubentypen philosophiert. Dies ist tatsächlich nicht an den Haaren herangezogen, und wir alle kennen so etwas ja alle irgendwie, aber diese Textpassagen haben mich ein wenig ermüdet. Aber immer, wenn ich dann tatsächlich kurz vor einem gelangweilten Gähnen war, hatte Lars auf einmal einen neuen Gedanken bzw. Idee. Und dann war ich wieder gefangen in dem ansprechenden sprachlichen Ausdruck dieser Autorin.
Fazit:
Nele Pollatschek beschreibt in „Kleine Probleme“ etwas, was wir alle mehr oder weniger schon erlebt haben: Die Panik, am Jahresende dazustehen und „nichts“ geschafft zu haben – somit auch die Panik, mit Altlasten ins neue Jahr zu starten.
Lars, dessen Kinder gerade im Ausland sind, und dessen Frau Johanna eine Auszeit in Portugal verbringt, befindet sich im Stress: Am Silvestertag kommt seine Familie nach Hause, und alles soll perfekt sein. Und genau dieser Perfektionismus scheint Lars die größten Probleme zu bereiten: Er möchte es einfach allen recht machen. Seinen Kindern, seiner Frau und letztendlich auch sich selbst. Er merkt schnell, dass es nicht damit getan ist, eine Liste zu schreiben, man muss diese dann auch tatsächlich abarbeiten
Und man muss sich aufraffen, mit der Arbeit zu beginnen. Und auch dies ist ein Problem für Lars: Erstmal in Ruhe ein, zwei Zigaretten rauchen und über den Sinn oder Unsinn der Grundsätze der Thermodynamik nachdenken … Da kann man schon mal unter Zeitdruck geraten. Überhaupt ist Lars ein völlig verkopfter Mensch und steht sich mit vielen Dingen oftmals einfach selbst im Weg.
Im Wesentlichen geht es in „Kleine Probleme“ um gar nicht so kleine Probleme. Denn es geht eigentlich um die ganz großen Dinge, die sich hinter der auf einem Zettel hingeschmierten To-do-Liste verbergen. Letztendlich geht es aber für Lars auch darum, seine Beziehung mit Johanna, aber auch sein ganzes Leben, endlich in den Griff zu kriegen.
Als passionierte Krimi- und Thriller-Leserin war dieses Buch für mich keine typische Lektüre. Aber auch in diesem Buch konnte ich viel Spannendes entdecken.Und auch wenn mir Lars am Ende nicht sehr sympathisch war, werden mir einige Szenen in diesem Buch sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Zum Beispiel Lars‘ überaus kreative Art, auf die Schnelle einen Nudelsalat zuzubereiten.
Leseempfehlung:
Was habe ich außerdem aus der Lektüre dieses Buches mitgenommen? Nicht zu viele unerledigte Aufgaben ansammeln, sondern einfach mal machen. Nicht nur planen, sondern anfangen (und zu Ende bringen, aber das wäre dann tatsächlich schon wieder ein ganz anderes „kleines Problem“!).
„Und so endet die Geschichte nicht, aber so endet sie heute.“ (Kindle-Position 2324)
Ich vergebe für „Kleine Probleme“ vier Sterne und empfehle dieses Buch allen Über-den-Tellerrand-Guckern.
Die Dauerleserin
Anmerkungen:
Meine Rezension habe ich im gleichen oder ähnlichen Wortlaut auch bei NetGalley, Amazon, Lovely Books, Vorablesen, Hugendubel, Thalia, Dussmann und Wasliestdu veröffentlicht.