Cover_Königsfeuer_Thumb300_zeigt altes Stadthaus mit Bauern

Königsfeuer (Rezension)

4 von 5 Sternen

Pfundmeier, Monika | Servus Verlag bei Benevento Publishing | 288 Seiten | Taschenbuch
Erschienen : 18. Oktober 2022 | ISBN 978-3710402883 | 1. Auflage
Serie: Ein Oberammergau-Krimi | Band | Alpen-Krimi, Oberammergau-Krimi, Regional-Krimi

 

Werbung/ Rezension: „Königsfeuer“ von Monika Pfundmeier hat mir der Servus Verlag bei Benevento Publishing  als persönliches Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! Ich versichere, dass meine Meinung zu diesem Buch rein subjektiv ist und durch die kostenfreie Überlassung des Rezensionsexemplars nicht beeinflusst wird.

Mikrokosmos Dorf: Von Feuermachern, einem alten Brauch und Hass

Auch dieser dritte Fall für die außergewöhnliche Ermittlerin Theres Hack spielt in Oberammergau. Zur Erinnerung an Ludwig II. („Kini“) werden jedes Jahr in der Nacht vom 24. auf den 25. August Feuer auf den Berggipfeln drumherum entzündet. Dieser Brauch ist nicht unumstritten. Die aus dem Dorf stammende, aber eigentlich in München wohnende Journalistin Victoria Lingh Sophia Nghun („Tio“) hat einen etwas provokanten Artikel über das Königsfeuer geschrieben. Unter anderem wird in dem Artikel kritisiert, dass das Königsfeuer eigentlich eine reine Männerangelegenheit ist. Tio bekommt nun deswegen Hate-Mails und zieht sich deswegen zu ihrer Familie aufs Land zurück:

„Was soll schon passieren hier in Oberammergau?“ (S. 65)

Doch dann hat sie genau dort, wo sie sich einigermaßen sicher fühlt, einen Fahrradunfall, den sie nicht selbst verursacht hat. Sie liegt im Krankenhaus, und ihre Familie und die ganze Dorfgemeinschaft fragen sich nun, wie es so weit kommen konnte, und wer der Täter ist. Es lässt sich wohl nicht vermeiden: Die Dorfmetzgerin und Jägerin Theres Hack ermittelt fleißig mit, obwohl dies der örtlichen Polizei überhaupt nicht recht ist. Der Fall ist vertrackt, so schnell gibt es hier keine Lösung.

Cover und Schreibstil:

Das Cover von „Königsfeuer“ ist ansprechend gestaltet und macht neugierig auf das Buch. Auf dem Cover sieht man ein vornehmes, hochherrschaftliches Haus, das typisch für die Gegend reich verziert ist, davor sitzen und stehen mehrere Männer in Tracht, mutmaßlich die sogenannten Feuermacher. Im Vordergrund sieht man ein Foto vom „Kini“ und eine aufwendig gestaltete Streichholzschachtel. Der farbige Papierschnitt gefällt mir an sich gut, allerdings wurde leider bei diesem Buch keine schöne Farbe ausgewählt (merkwürdiges Grün).

„Königsfeuer“ ist wie bereits erwähnt der dritte Fall für Theres Hack. Ich kenne die beiden Vorgängerbände nicht und bin trotzdem einigermaßen in den Fall hineingekommen. Doch muss man sich zunächst an Monika Pfundmeiers außergewöhnlichen Schreibstil gewöhnen. Ihre Sätze sind mit interessanten Formulierungen gespickt, manchmal wirkt es aber auch ein wenig zu verkünstelt, so dass ich tatsächlich manchen Satz zweimal lesen musste. Ein Schreibstil mit Polarisierungspotenzial, den man mögen muss, oder an den man sich zumindest gewöhnen muss.

Am Rande bekommt man auch noch einige interessante geschichtliche Details zu Oberammergau mit, dies hätte für meinem Geschmack gerne noch detaillierter sein können.

Zu Beginn des Buches gibt es ein recht ausführliches Personenverzeichnis, das man tatsächlich aber erst richtig nutzen kann, wenn man sich ein wenig in den Fall eingelesen hat. Das Glossar am Ende des Buches mit wichtigen bayrischen Ausdrücken habe ich leider erst zu spät gesehen, es war aber auch nicht unbedingt notwendig, um alles gut zu verstehen.

Fazit und Leseempfehlung:

„Königsfeuer“ ist kein schnell runtergeschriebener Regional-Krimi von der Stange. Man merkt, dass sich die Autorin sehr viele Gedanken gemacht hat, und am Ende präsentiert sie dann nach vielen Umwegen einen Täter, mit dem ich auf keinen Fall gerechnet hätte. Interessant finde ich auch das menschliche Miteinander im Dorf. So weit, so gut.

Dennoch fand ich „Königsfeuer“ alles in allem relativ anstrengend zu lesen. Es gibt viele handelnde Personen und auch viele Verdächtige, und ein paar Mal kam ich beim Lesen sogar ein wenig durcheinander. Passend zum etwas eigenwilligen Schreibstil der Autorin ist in „Königsfeuer“ auch die polizeiliche Ermittlungsarbeit als eher unkonventionell zu bewerten. Diesbezüglich erschließt es sich mir nicht, warum Theres Hack sich so einfach in die Ermittlungen einmischen kann, ja, die Ermittlungen sogar ein Stückweit leitet.

Das Nachwort am Ende des Buches stimmt nachdenklich. Denn dort geht es um den sogenannten Femizid („Morde an Frauen und Morde aus Frauenhass“, S. 273). So heißt es im Nachwort unter anderem:

„Alle drei Tage geschieht ein geschlechtsmotivierter Mord in Deutschland.“ (S. 273)

Abgesehen davon, dass die Autorin in ihrem Nachwort natürlich sehr interessante Informationen liefert, sind mir diese Zeilen zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger geschrieben. Nicht das, was man in einem soliden Regional-Krimi erwartet. Man möchte Unterhaltung und auch Informationen, aber doch keine Belehrung. Braucht die Autorin das Buch als Forum, um ihre Meinung zu vertreten, und hat sie keine anderen Möglichkeiten? Dies hätte man anders lösen können. Ein „Geschmäckle“ hat das Ganze also, was ich persönlich sehr schade finde. Die nachfolgende Liste mit dem Titel „Weitere Infos zum Thema“ kann ein echtes Interesse, wenn es denn geweckt wurde, nicht befriedigen, also, wenn schon, denn schon, ein paar Links reichen da mitnichten.

Ich vergebe gerade noch vier königliche Sterne und empfehle „Königsfeuer“ allen Theres Hack-Fans, aber auch allen, die etwas anspruchsvollere Regional-Krimis zu schätzen wissen.

„Manchmal ist es gar nicht so gut, recht zu haben.“ (S. 39)

Die Dauerleserin

 

2 Kommentare zu „Königsfeuer (Rezension)“

  1. vielen Dank für den sehr strukturierten und pointierten Ein- und Überblick und das Feedback zu Königsfeuer! Hilf- und aufschlussreiche Rezension für Lese-/Krimi-Interessierte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen