Cover_Maigret hat Skrupel_Medium_zeigt Schattenbild von Maigret mit Pfeife

Maigret hat Skrupel (Rezension)

5 von 5 Sternen

Simenon, Georges | Diogenes Verlag | 194 Seiten | Taschenbuch
Erschienen : 1. Januar 2001 | ISBN 978-3257218060 |
Serie: Kommissar Maigret | Band 53 | Krimi

 

In „Maigret hat Skrupel“ ermittelt Maigret in einem Fall ohne Fall!

Es ist die Zeit zwischen nach Weihnachten und es ist nichts los bei Kommissar Maigret im Polizeipräsidium. Doch dann kommt ein merkwürdiger Besucher vorbei und stört Maigrets Ruhe: Xavier Marton. Marton arbeitet als Modelleisenbahnverkäufer in den Grands Magasins du Louvre. Er ist verzweifelt, weil er den Verdacht hat, dass ihm seine eigene Ehefrau nach dem Leben trachtet. Maigret weiß nicht so recht, was er von den Anschuldigungen halten soll. Als jedoch am gleichen Tag auch die Beschuldigte, Madame Gisèle Marton, in Maigrets Büro auftaucht und ihrerseits behauptet, dass ihr Mann verrückt sei und sie umbringen wolle, kann Maigret nicht anders und geht der Sache nach. Der Fall, der eigentlich noch kein Fall ist, ist kompliziert …

Cover und Schreibstil:

Ich hatte das Glück, eine Ausgabe von „Maigret hat Skrupel“, die der Diogenes Verlag im Jahr 2001 herausgegeben hat, zu lesen. Auf dem Cover des Buches (diese Ausgabe vom Diogenes Verlag ist nicht mehr lieferbar) ist ein Schattenbild von Kommissar Maigret mit seiner legendären Pfeife zu sehen. Ansonsten ist es ein typisches Diogenes-Cover, also schlicht schwarzweiß.

Georges Simenons Schreibstil ist überzeugend, keine Längen, es macht einfach Spaß, das Buch zu lesen. Die einzelnen Kapitelüberschriften überzeugen auch. „Maigret hat Skrupel“ ist zudem voller komplizierter sprachlicher Wendungen, die für mich aber gerade den Reiz des Buches ausmachen, zum Beispiel:

„Es wäre leichter, wenn Sie Fragen stellten, aber das können Sie nicht, weil Sie ja nicht wissen, worum es geht …“

(S. 16)

Georges Simenon kommt mit wenigen Protagonisten aus und dies ohne, dass Langeweile aufkommt. Und er schafft es auch, die Lässigkeit in diesem Pariser Polizeipräsidium rüberzubringen, wo man schon mal ein Bier im Büro trinkt, und der Chef seine Leute fast schon liebevoll seine „Kinder“ nennt.

Ich kann mir übrigens vorstellen, dass man mit dem Buch noch ein schöneres Leseerlebnis hat, wenn man es in der Originalsprache Französisch liest.

Fazit und Leseempfehlung:

Zunächst etwas ganz Persönliches: Ich habe bereits vor vielen Jahren Maigret in der Schule gelesen. Da dies auf Französisch war, hat sich mir die Genialität von Georges Simenon vielleicht nicht ganz erschlossen. Jetzt, einige Jahrzehnte später, habe ich einen Neuanfang gewagt und bin einfach nur begeistert. Mit „Maigret hat Skrupel“ ist Georges Simenon etwas ganz Außergewöhnliches gelungen, denn sein Ermittler Jules Maigret ermittelt bereits, bevor es überhaupt einen Fall gibt. Schon nach wenigen Seiten hatte mich das Buch fest im Griff.

Beim Lesen hatte ich die ganze Zeit die düstere Vorahnung, dass es zu einer Straftat kommen würde. Dies habe ich als eine besondere Art der Spannung wahrgenommen, und es ziemlich beunruhigt, aber im positiven Sinne. Das Ende wirkt leider ein bisschen konstruiert, aber es überrascht dennoch. Im Ergebnis ist „Maigret hat Skrupel“ gruselig, ohne wirklich gruselig sein zu wollen. So findet man Sätze im Buch wie:

„Was du auch immer tust, wie schlau du auch sein magst, es wird jemanden geben, der Bescheid weiß.“ (S. 52)

Chapeau, Monsieur Simenon, und natürlich gibt es fünf Sterne von mir und eine dringende Empfehlung an alle Georges Simenon-Fans und an alle anderen passionierten Krimileser, die sich auf eine Begegnung mit Maigret einlassen wollen. Ihr werdet es nicht bereuen!

Aber, bitte, passt zukünftig besser auf, welches Glas ihr auf einem Tablett auswählt! Ich selbst bin nun ein Stückweit verzweifelt, denn: Wie soll ich die Zeit aufbringen, um auch die anderen 74 Maigret-Fälle lesen?

Die Dauerleserin

Anmerkungen:

Der französische Originaltitel lautet: „Les scrupules de Maigret“.

Die Erstausgabe ist 1958 erschienen.

Das Buch wurde von Ingrid Altrichter ins Deutsche übersetzt.

Meine Rezension habe ich im gleichen oder ähnlichen Wortlaut auch bei Amazon veröffentlicht.

 

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