Cover_Tote schweigen nie_Thumb300_zeigt knallgelbe Pflanzen auf dunklem Grund

Tote schweigen nie (Rezension)

5 von 5 Sternen

Turner, A. K. | Droemer und Knaur Verlag | 324 Seiten | Hardcover
Erschienen : 1. August 2021 | ISBN 978-3-426-28248-9 | 1. Auflage
Serie: Raven & Flyte ermitteln | Band 1 | Thriller

 

Wenn sich Beharrlichkeit am Ende auszahlt

„Tote schweigen nie“ (englischer Originaltitel: “Body Language“) ist der erste Band einer neuen Forensik-Thriller -Serie rund um Cassie Raven. Die deutsche Ausgabe ist beim Droemer und Knaur Verlag erschienen.

Cassie ist Sektionsassistentin mit Leib und Seele und arbeitet in einer Londoner Leichenhalle.  Sie ist eine außergewöhnliche Erscheinung, denn sie ist Gothic like gekleidet, hat Tattoos und Piercing und als Frisur einen raffinierten Undercut. Alles in allem nicht gerade das, was man in der Rechtsmedizin erwarten würde.

Aber sobald Cassie ihre Piercings entfernt, ihre Tattoos verdeckt und ihre Haare anders frisiert, wirkt sie relativ normal und wird in der Rechtsmedizin auch auf trauernde Angehörige losgelassen. Bei den Gesprächen mit den Angehörigen tritt Cassie empathisch auf, kann aber manchmal ihren Mund einfach nicht halten, was regelmäßig zu Komplikationen führt.

Eines Tages erhält die Rechtsmedizin eine besondere Lieferung. Als Cassie den Leichensack öffnet, blickt sie in die toten Augen ihrer früheren Lehrerin und Mentorin Geraldine Edwards – Mrs E. nach den ersten Erkenntnissen der Polizei ist Mrs E. zu Hause in ihrer Badewanne ertrunken. Es ist Mrs E.s Verdienst, dass sich Cassie getraut hat, sich fortzubilden, und dass sie nun diesen Job hat, und so muss sich sie sich einfach vergewissern, dass es beim Tod dieser für sie wichtigen Person mit rechten Dingen zugegangen ist.

Die Polizeibeamtin DS Phyllida Flyte ist ebenfalls an dem Fall dran. Die beiden so unterschiedlichen Frauen arbeiten zusammen, ob sie wollen oder nicht, und diese Zusammenarbeit läuft nicht ohne Konflikte ab.

Cover und Schreibstil:

Das Cover der Hardcover-Ausgabe von „Tote schweigen nie“ ist aufwendig veredelt. Es hat eine haptische Oberfläche, die dem Buch einen hochwertigen Eindruck verleiht. Auf dem Cover sind verschiedene Pflanzen zu sehen. Diese heben sich gelb vom ansonsten dunkelgrünen Hintergrund ab.

Ich habe mich einfach nur in A. K. Turners Schreibstil verliebt. „Tote schweigen nie“ ist ansprechend und flüssig geschrieben. Die einzelnen Kapitel sind angenehm kurz, und durch die laufenden, aber niemals unüberschaubaren Perspektivenwechsel kommt keine Langeweile auf.

Der Spannungsbogen verläuft gleichmäßig, ohne das ständige Auf und ab, was mich bei anderen Thrillern teilweise stört. Immer wieder gibt es neue Aspekte, neue Fragen und Wendungen.

Fazit:

Cassie Raven ist, abgesehen von ihrem etwas skurilen Aussehen, eine besondere Ermittlerin. Sie bildet sich ein, mit den Toten, die von ihr liebevoll „Kunden“ genannt werden, sprechen zu können. Schon als Kind verhielt sich Cassie äußerst merkwürdig. Sie brachte tote Tiere mit nach Hause, um sie zu untersuchen, und interessierte sich für alles, was mit dem Tod zu tun hat. Später agierte sie in der Drogen- und Hausbesetzerszene.

Cassie hat ihr eigenes Päckchen zu tragen. Sie ist bei ihrer polnischen Großmutter Babcia groß geworden, die ihr jahrelang erzählt hat, ihre Eltern seien bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Nach einem Schlaganfall erzählt die alte Dame dann auf einmal, dass Cassies Vater ihre Mutter getötet hat und eine lebenslange Haftstrafe verbüßen musste, nun aber aus dem Gefängnis entlassen wurde. Damit muss Cassie nun erst einmal fertig werden.

Sehr geschickt hat A. K. Turner mit DS Phyllida Flyte als ermittelnde Polizeibeamtin einen regelrechten Gegenpol zu Cassie geschaffen. DS Phyllida Flyte kommt ein wenig unnahbar und old-fashioned daher. Nur selten bricht aus der Maske, die sie trägt, etwas Herzliches, Empathisches hervor, was den Umgang mit ihr nicht gerade einfach macht. Auch DS Phyllida Flyte ist durch Ereignisse in ihrer Vergangenheit traumatisiert. Was genau geschehen ist, erfährt man in diesem ersten Band jedoch nicht.

Die Ermittlungen zu Mrs E.s Tod sind sehr schwierig. Nur sehr langsam nähern sich Cassie und DS Phyllida Flyte einander an. Cassies Hartnäckigkeit zahlt sich aus, und was am Ende herauskommt, ist einfach nur grausam. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Leseempfehlung:

„Tote schweigen nie“ ist nichts für schwache Gemüter. Abgesehen von vielen, auch blutigen, Details aus der Vorgehensweise bei einer Obduktion, könnte man der Auflösung des Falls den guten Glauben an die Menschheit verlieren, einfach nur unfassbar.

Ich empfehle „Tote schweigen nie“ sehr dringend allen Thriller-Fans, fünf Sterne von mir und: Zieht euch warm an!

Hier noch ein Gänsehaut-Satz aus diesem herausragenden Thriller:

„Der Erste Hauptsatz der Thermodynamik. Und dann ihre Stimme, die verkündete: ‚Materie kann nicht vernichtet werden.‘ Eine Mahnung daran, dass ihr Körper, selbst wenn er nicht mehr vorhanden war, in Form von unsichtbaren und unzerstörbaren chemischen Elementen überdauern würde.“ (Seite 281)

Die Dauerleserin

Anmerkungen:
Meine Rezension habe ich im gleichen oder ähnlichen Wortlaut auch bei Amazon, LovelyBooks und Wasliestdu veröffentlicht.
„Tote schweigen nie“ wurde von Marie-Luise Bezzenberger ins Deutsche übersetzt.

 

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