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Was wir verschweigen (Rezension)

5 von 5 Sternen

Tuominen, Arttu | Bastei Luebbe | 416 Seiten | Taschenbuch
Erschienen : 26. November 2021 | ISBN 978-3785727614 | 2. Auflage
Krimi

 

Werbung/ Rezension: „Was wir verschweigen“ (Originaltitel: „Verivelka“) von Arttu Tuominen  hat mir Bastei Lübbe über die Bloggerjury als persönliches Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! Ich versichere, dass meine Meinung zu diesem Buch rein subjektiv ist und durch die kostenfreie Überlassung des Rezensionsexemplars nicht beeinflusst wird.

Innere Konflikte und falsche Entscheidungen – wenn einen die Kindheit nicht loslässt!

„Was wir verschweigen“ spielt in der Hafenstadt Pori im Südwesten von Finnland. In einer Hütte außerhalb der Stadt findet ein mehrtägiges Saufgelage statt, das damit endet, dass ein Mann durch mehrere Messerstiche von hinten getötet wird.

Da direkt nach der Tat ein anderer Mann in den nahegelegenen Wald flüchtet und als dringend tatverdächtig verhaftet wird, scheint der Fall schnell gelöst zu sein. Wäre da nicht diese höchst private, aber sehr belastende Geschichte aus der Jugend des Ermittlungsleiters Jari Paloviita. Am Ende steht für Jari alles auf dem Spiel, und er muss sich entscheiden, auf wessen Seite er steht.

„Was wir verschweigen“ ist der Beginn einer neuen Krimireihe.

Cover und Schreibstil:

Das Cover von „Was wir verschweigen“ ist in gleichzeitig schönen und düsteren Farben gehalten. Die Aufmachung ist hochwertig, und soweit ich weiß, hat die am Ende in den Verkauf gelangte Ausführung des Buches einen farbigen Buchschnitt.

Der Schreibstil von Arttu Tuominen hat mich überzeugt. Obwohl das Buch nicht sonderlich blutrünstig ist und meiner Meinung nach leider auch einige Längen aufweist, wird die Spannung beinahe durchgehend aufrechterhalten. Dabei gibt der Autor tiefe Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten und in ihre inneren Konflikte. Dies geschieht schonungslos und dem/der Lesenden ist schnell klar, wie verzweifelt alle sind. Der Autor schafft eine durchgehend düstere Atmosphäre, wobei er auch in auffälligem Maße Metaphern benutzt. Ein Beispiel hierfür ist die Metapher „ein Zementsee im Herzen“ oder so ähnlich, die mir immer noch im Kopf herumgeistert. Das Buch ist voll von Formulierungen dieser Art. Die finnischen Namen und Vornamen haben mich entgegen meinen Erwartungen nicht irritiert.

Der Autor verwendet zwei verschiedene Zeitebenen, nämlich die Gegenwart (2018) und die Jugendzeit der beiden Hauptprotagonisten Jari Paloviita und Antti Mielonen (1991). Diese beiden Zeitebenen verzahnen sich immer mehr, was stellenweise beim Lesen ein wenig anstrengend war, am Ende aber Sinn machte. In meinen Augen ganz großes Kino!

Ist „Was wir verschweigen“ ein Krimi?

Da es in dem Buch mehrere Morde und um die polizeiliche Ermittlungsarbeit geht, würde ich diese Frage auf jeden Fall mit „Ja“ beantworten. Aber: „Was wir verschweigen“ ist noch viel mehr als ein Krimi im eigentlichen Sinne. Hinter den Fällen verbirgt sich ein Milieudrama, das mich als Lesende ziemlich geflashed hat. Die beiden Hauptprotagonisten (der Ermittlungsleiter Jari und Antti, der einer der Täter) wachsen unter Umständen auf, die verschiedener nicht sein können: Jari in einer behüteten Umgebung mit Eltern, denen es finanziell recht gut geht, Antti in eher ärmlichen Verhältnissen mit alkoholabhängigen Eltern, der Vater noch dazu gewalttätig. Doch die beiden Jungen verbindet eine tiefe, kompromisslose Freundschaft, die nach 27 Jahren eine harte Probe bestehen muss.

Fazit und Leseempfehlung:

„Was wir verschweigen“ wurde in Finnland zum besten Kriminalroman des Jahres 2020 gewählt, weswegen ich dieses Buch unbedingt lesen musste. Wer mich kennt, weiß, dass ich seit dem Tod Henning Mankells immer auf der Suche nach guten skandinavischen Krimis und Thrillern bin!

„Was wir verschweigen“ ist definitiv schwere Kost, auch für erfahrene Krimileser. Schon gleich am Anfang wird einem klar, dass der Hauptermittler Jari persönlich in den aktuellen Fall verwickelt ist. Er gerät zunehmend in eine persönliche Krise, die sich auch im Laufe des Buches nicht auflöst, weil sie sich eigentlich auch nicht auflösen kann. Denn das, was insbesondere Jari durchmacht, wird in sein weiteres Leben lang begleiten und nicht mehr loslassen. Als Lesender fragt man sich an vielen Stellen des Buches, ob man sich an Jaris Stelle genauso entschieden hätte.  Ich bin von diesem Buch restlos geflashed, aber auch restlos überzeugt. Ich empfehle „Was wir verschweigen“ allen Fans komplexerer Krimis und natürlich allen Fans skandinavischer Krimis bzw. allen, die es werden wollen. 5 Sterne von mir.

Die Dauerleserin

Anmerkungen:

Diese Rezension habe ich am 30.12.2021 auch bei Amazon mit einem ähnlichen Wortlaut veröffentlicht.

„Was wir verschweigen“ wurde von Anke Michler-Janhunen ins Deutsche übersetzt.

 

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