Zauber der Stille (Rezension)
Illies, Florian | S. Fischer Verlag | 256 Seiten | Hardcover
Erschienen : 25. Oktober 2023 | ISBN 978-3103972528 |
Roman
„Zauber der Stille“ von Florian Illies ist bereits am 25.10.2023 im S. Fischer Verlag erschienen.
Rezension-to-go: „Zauber der Stille“ ist lehrreich und unterhaltsam zugleich – unbedingt lesen! 5 Sterne von mir!
So still?!
Ich gehöre der sogenannten „Generation Golf“ an, weswegen mir auch das genau so betitelte Buch von Florian Illies und ähnliche Bücher aus dieser Epoche seines Schriftstellerdasein bekannt sind. „1913“ ist leider irgendwie an mir vorbeigegangen, und so ist nun „Zauber der Stille“ das erste sozusagen kunsthistorische Buch von Florian Illies, das ich lese. Mit diesem kurzweiligen Buch ermöglicht uns Florian Illies Einblicke in das bewegte und dann doch so ruhige Leben des berühmten Malers Caspar David Friedrich.
Cover und Schreibstil:
Das Cover von „Zauber der Stille“ zeigt ein junges Paar (tatsächlich soll es den Künstler und seine Ehefrau Caroline darstellen). Es ist ein Werk des Künstlers und passt somit sehr gut zum Inhalt des Buches. Auch in „Zauber der Stille“ kommt Florian Illies‘ gewohnt ansprechende Schreibweise zum Tragen. Man kann das Buch eigentlich recht flüssig lesen. Bemerkenswert ist die Einteilung des Buches in vier große Abschnitte, allerdings nicht nach Lebensabschnitten, wie man es bei einem Buch dieser Art erwarten würde, sondern nach den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft. Dies führt dazu, dass Caspar David Friedrichs Leben nicht chronologisch, sondern stets im Bezug zum jeweiligen Element erzählt wird. Es entstehen Zeitsprünge, die eine gewisse Unruhe in das Buch hineinbringen und unter Umständen den Lesefluss stören könnten. An vielen Stellen im Buch spürt man beim Lesen deutlich, wie gut Florian Illies recherchiert hat. Er erklärt auch komplizierte Dinge verständlich und lehrreich, aber nicht belehrend.
Fazit und Leseempfehlung:
Wahrscheinlich kennt jeder das eine oder andere Bild von Caspar David Friedrich. Aber die wenigsten werden Details über sein Leben wissen. Diese Lücke kann man mit „Zauber der Stille“ auf unterhaltsame Weise schließen, wenn man sich auf Florian Illies‘ besondere Herangehensweise an dieses Thema einlässt. Dabei macht der Autor auch vor schwierigen Themen nicht halt. Zu erwähnen wäre hier zum Beispiel der frühe Tod der Mutter und mehrerer Geschwister, aber auch die Armut, unter der Caspar David Friedrich mit seiner Familie litt.
Das Buch ist vollgepackt mit jeder Menge Informationen und Anekdoten. Darüber hinaus beschreibt der Autor auch die Begegnungen des Künstlers mit diversen ZeitgenossInnen. Noch dazu bekommt man an vielen Stellen im Buch Einblicke in Caspar David Friedrichs Gedankenwelt. So konnte ich endlich Einiges, was ich mich schon immer gefragt habe, für mich klären, zum Beispiel, warum der Künstler Menschen stets von hinten malte. Überhaupt hatte Caspar David Friedrich ein schwieriges Verhältnis zu Menschen, und so heißt es im Buch auch:
„Ach, die Menschen (…), sie sind mir so fremd. Und die Frauen erst.“ (Buch, S. 20)
Wie ich es erwartet habe, sind im Buch vier bedeutende Gemälde von Caspar David Friedrich abgedruckt, es hätten aber gerne noch mehr Bilder sein dürfen.
Alles in allem war dieses Buch für mich eine ganz wunderbare Unterhaltung, ein vorsichtiges Herantasten an diesen außergewöhnlichen Künstler, der so viel zu sagen gehabt hätte und der doch immer wieder aus dem Fokus geriet und dann wieder regelrecht ausgegraben wurde. Insbesondere Caspar David Friedrichs besondere Vorgehensweise beim Malen ist beachtenswert und interessant. Nach der Lektüre dieses Buches, kann ich allerdings nachvollziehen, warum es „in der Szene“ kontrovers diskutiert wird. Echte Kunstkenner werden nämlich nicht viel Neues lernen, der interessierte Laie kann unter Umständen nicht alles direkt nachvollziehen.
Wer sich auf lockere Weise mit dem Leben und Schaffung eines der berühmtesten Maler Deutschlands beschäftigen möchte, liegt mit „Zauber der Stille“ meiner Meinung nach genau richtig. 5 Sterne von mir.
Die Dauerleserin
Anmerkungen:
Meine Rezension habe ich im gleichen oder ähnlichen Wortlaut auch bei Amazon und Lovely Books veröffentlicht.