Cover_Verschwiegen_Thumb300_zeigt typisch isländische Lamdschaft, in der unteren Bildhälfte einen Leuchtturm, alles in Schwarzweiß, sehr düster

Verschwiegen (Rezension)

5 von 5 Sternen

Ægisdóttir, Eva Björg | Kiepenheuer & Witsch | 368 Seiten | Taschenbuch
Erschienen : 12. Januar 2023 | ISBN 978-3-462-00258-4 | 1. Auflage
Serie: Mörderisches Island | Band 1 | Island-Krimi, Kriminalroman

 

Werbung/ Rezension: „Verschwiegen“ von Eva Björg Ægisdóttir  hat mir der Kiepenheuer & Witsch Verlag  als persönliches Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! Ich versichere, dass meine Meinung zu diesem Buch rein subjektiv ist und durch die kostenfreie Überlassung des Rezensionsexemplars nicht beeinflusst wird.

Rezension-to-go: „Verschwiegen“  ist das vielversprechende Debüt einer neuen Island-Krimi-Serie, für das ich sehr gerne fünf Stern vergebe. Unbedingt lesen!

Auch Tote haben Geheimnisse

„Verschwiegen“ ist der erste Teil einer spannenden Krimiserie aus Island. Die Hauptermittlerin und -protagonistin Elma kehrt in ihren Heimatort Akranes zurück, um dort neu anzufangen. Elma hat mehrere Jahre in Reykajvík gelebt und nun nach einer gescheiterten Beziehung, einen neuen Job bei der Polizei in Akranes angenommen.

Schon gleich nach ihrer Ankunft in Akranes wird an einem Leuchtturm eine weibliche Leiche gefunden, was die ganze Ortschaft in Alarmbereitschaft versetzt, denn schnell ist klar: Die Tote ist keine Unbekannte im Ort.

Cover und Schreibstil:

Das Cover von „Verschwiegen“ wirkt auf mich sehr geheimnisvoll und gefällt mir gut. Das Cover zeigt in der unteren Bildhälfte einen Leuchtturm (in der Ferne ist ein weiterer Turm zu sehen), und in der oberen Bildhälfte eine eher verschwommen dargestellte Landschaft. Der Buchtitel ist in einem knalligen Rot und in Großbuchstaben mitten auf das Cover gedruckt. Ansonsten ist das gesamte Coverbild in Schwarzweiß gehalten, wie im Übrigen auch die bisher erschienenen anderen beiden Bände der Serie (hoher Wiedererkennungswert).

Was darüber hinaus sofort ins Auge fällt, ist der schöne Klappeninhalt – eine große Karte von Island mit einer separaten Ausschnittskarte von Arkanes. Hier kann man gut erkennen, dass Arkanes nicht sehr weit weg von Reykajvík ist. Die Karte ist farbig gestaltet. Die gleiche Karte befindet sich auch in der hinteren Klappe (mit einem Porträt der Autorin). Alles in allem macht das Buch einen hochwertigen Eindruck.

Der Schreibstil der Autorin  Eva Björg Ægisdóttir hat mich von der ersten Seite an überzeugt. Die Kapitellänge geht gerade noch so, gerne hätten einzelne Kapitel ein wenig kürzer sein dürfen. Die Autorin arbeitet mit Retrospektiven. Diese sind informativ und gut zu lesen und stören den Haupthandlungsstrang meiner Meinung nach nicht.

Auch Landschaftsbeschreibungen kommen wie von mir erwartet in diesem Krimi nicht zu kurz. Man kann sich die kleine isländische Ortschaft bestens vorstellen.

Für mich persönlich war es etwas schwierig, mit den vielen isländischen Namen klarzukommen. Um eines vorwegzunehmen: Im zweiten Fall dieser Serie gibt es eine Namensliste …

Fazit und Leseempfehlung:

„Verschwiegen“ ist definitiv keine leichte Kost, aber ich habe diesen Island-Krimi gerne und mit stetig wachsender Begeisterung gelesen. Man muss sich ein Stückweit auf die Strategie der Autorin einlassen, denn die Spannung im Buch entwickelt sich tatsächlich sehr langsam. Aber wenn man erst einmal begriffen hat, wohin das Ganze führt, kann man diesen Krimi nicht mehr aus der Hand legen.

Auf den ersten Seiten des Buches erfährt man, dass die Hauptprotagonistin Elma frisch aus Reykajvík in ihr Heimatdorf Akranes zurückgezogen ist. Hier leuchteten bei mir zunächst alle Alarmglocken auf. Wird doch mit einer Konstellation eines der typischen Klischees bedient: Ein Stadtmensch muss sich in der Provinz zurechtfinden. Aber schnell erfährt man jede Menge über Elma und lernt auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennen. Elma ist nicht fehlerfrei, aber sie hat mich durch ihr taffes und menschliches Auftreten überzeugt. Das Schicksal meinte es auch mit ihr nicht immer nur gut, aber sie stellt sich vielen Dingen und arbeitet sie auf, wenn auch teilweise unfreiwillig.

Doch Elma ermittelt natürlich nicht alleine. Sie hat ein paar enge Kollegen, die man nach und nach kennenlernt. Insbesondere mit ihrem Kollegen Sævar verbindet sie schnell eine enge Freundschaft.

Es ist interessant, zu verfolgen, wie das neue Team rund um Elma zusammenwächst. Alle Ermittelnden, die man nach und nach besser kennen lernt, haben zusätzlich zu den polizeilichen Ermittlungen auch ihre persönlichen Probleme, mit denen sie sich immer wieder auseinandersetzen müssen

Der Kriminalfall, der „Verschwiegen“ zugrunde liegt, ist komplex. Es gibt jede Menge unerwartete Verwicklungen, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit.

Noch dazu tauchen in diesem Krimi unglaublich viele Personen auf, sodass ich phasenweise befürchtet habe, keinen Durchblick mehr zu haben. Aber diese geniale Autorin schafft es, dieses Personen-Knäuel bis zum Ende des Buches wieder zu entwirren, was ich sehr bewundere.

Die polizeilichen Ermittlungen sind hart und aufreibend, und sie bringen das Ermittlungsteam zeitweise an seine Grenzen, vor allem emotional. Aber nicht nur die Ermittelnden sind zutiefst wegen des Todesfalls erschüttert, das ganze Dorf ist in Aufruhr.

Im Laufe des Buches wird immer deutlicher, dass die aufgefundene Tote zu tief in der Vergangenheit herumgestochert hat und damit in das berühmte Wespennest gestochen hat. Zu viel Böses ist vor vielen Jahren in Akranes passiert, und zu vielen Menschen wäre es lieber gewesen, wenn niemand in ihrem Dorf herumschnüffeln würde. Und so ist es auch kein Wunder, dass sich die Befragungen vermeintlicher ZeugInnen von damals als schwierig gestalten.

Das Ende von „Verschwiegen“ ist spannend und überraschend. Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet. Und man erfährt sogar noch etwas Wichtiges über Elmas vergangenes Leben in Reykajvík.

Ich vergebe für „Verschwiegen“ fünf Sterne und empfehle dieses gelungene Debüt einer neuen Krimiserie allen Island-Krimi-Fans.

Übrigens sind Band 2 („Verlogen“) und Band 3 („Verborgen“) dieser Krimiserie bereits bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Die Dauerleserin

Anmerkungen:

„Verschwiegen“ wurde von Freyja Melsted ins Deutsche übersetzt.

Diese Rezension habe ich im gleichen oder ähnlichen Wortlaut auch bei Amazon und Lovelybooks veröffentlicht.

 

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